Die Kunstgeschichte Afghanistans VIII
Die Eroberung durch die Araber
Die islamischen Dynastien in Afghanistan
Die verschiedenen islamischen Dynastien, die in Afghanistan regierten, errichteten hervorragende Bauwerke. Das älteste Denkmal, das bisher entdeckt worden ist, stammt aus samanidischer Zeit (875-1000) und datiert aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts. Es handelt sich um eine kleine, 3 Kilometer südlich von Balkh gelegene Moschee. Sie ist von einer wohlproportionierten Bauform und so kunstvoll geschmückt wie die abbasidischen Denkmäler in Mesopotamien, weshalb man sie "abbasidische Moschee" nennt.
Die ghaznawidischen und ghoridischen Denkmäler
Ghazna
Im Mittelpunkt der Betrachtung steht die Hauptstadt Ghazna, die einst als die prachtvollste Stadt ganz Zentralasiens galt. Sie wurde später von dem Ghoriden Ala ud-Din Hussein (1165-1177) aus Rache wegen der Ermordung seines Bruders Qutb ud-Din Muhammad verbrannt. Was uns hauptsächlich an den groß angelegten und prächtig geschmückten Palast erinnert, sind die Überreste der Wandmalereien und sonstigen dekorativen Bauteile, die im Kabuler Museum aufbewahrt werden. In jüngster Zeit wurden bei Ausgrabungen eine Wohnanlage und ein Palast, der aus einem Komplex von Bauwerken bestand, freigelegt. Dabei fand sich auch eine auf Marmorplatten geschriebene, 250 Meter lange persische Inschrift.
Unklar war lange Zeit, wer die zwei aus dieser Zeit noch erhaltenen und 400 Meter voneinander entfernten Minarette bauen ließ und zu welchem Zweck. Inzwischen steht fest, daß sie einst unter Masud III. (1099-1114) und Bahram Schah (1117-1153) errichtet wurden und als Teile einer Moschee oder als Beobachtungstürme aufzufassen sind. Wie aus den alten Zeichnungen englischer Reisender zu ersehen ist, waren sie ursprünglich viel höher gewesen. Die oberen Teile sind eingestürzt. Die noch stehengebliebenen hat man in moderner Zeit mit Schutzdächern aus Blech verehen und die Fundamente mit Stein und Gips befestigt. Durch eine Treppe gelangte man bis an die Turmspitzen. Die Wände der sternförmig gebauten Minarette wurden derart mit gebrannten Ziegeln auf Gips bedeckt, daß große Rechtecke mit kufischen Inschriften, Blumenarabesken und geometrischen Figuren entstanden. Diesen dekorativen Stil finden wir im Bogen von Bust, in der Moschee von Schah-i Maschhad und im Minarett von Jam wieder (Abb. 25).