Baktrien - Die Neuentdeckung einer frühen Hochkultur ...
Eine kleine Einführung zur Kulturgeschichte Mittelasiens
Sylvia Winkelmann
Die südlichen Teile der heutigen Staaten Turkmenistan, Usbekistan und Tadschikistan sowie die Republik Afghanistan bildeten in der Vergangenheit eine Region, in der sich, ähnlich wie in, aber unabhängig von Vorderasien, verschiedene, in der Öffentlichkeit bisher wenig bekannte frühe Hochkulturen herausbildeten. Diese mittelasiatischen Kulturen waren aufs engste mit denen Irans und Nordwestindiens verknüpft und bildeten mit diesen zusammen gleichsam einen Gegenpart zur vorderasiatischen Kulturkoinè, ein zweites Zentrum der Herausbildung hochentwickelter Kulturen, die auf Bewässerungsackerbau, entwickeltem Handwerk, Bergbau und Metallurgie sowie einem bis nach China, Indien und Vorderasien reichenden Fernhandel basierten.
Kreuzungspunkt zahlreicher Handelsstrassen
Diese Region bildet aufgrund ihrer geographischen Lage und ihres Wasserreichtums eine Enklave von auf Ackerbau basierenden Kulturen sesshafter Völker innerhalb des riesigen ariden Steppengürtels Eurasiens. Dieser Kulturraum war damit zum einen ein ständiger Durchzugsraum nomadischer Völker aus Eurasien, die über Mittelasien bis nach Vorderasien und Europa (Völkerwanderung) bzw. über Afghanistan nach Indien zogen, zum anderen aber auch Kreuzungspunkt zahlreicher Handelsstrassen, die aus Indien, China, Iran oder Europa nach Mittelasien führten. So verlief u. a. durch Mittelasien die Seidenstraße, die spätestens seit dem 2. Jt. v. Chr. Vorderasien mit China verband.
Mittelasien als Teil des achämenidischen, parthischen und sasanidischen Reiches
Die sesshaften Kulturen innerhalb der riesigen von Nomaden bewohnten Region Eurasiens waren zum einen in der Vergangenheit entweder unabhängige mittelasiatische Reiche oder der östlichste Teil von Großreichen, deren Zentrum sich im Iran befand - so war Mittelasien Teil des achämenidischen, parthischen und sasanidischen Reiches (vgl. Abb.: Parthische Münze. Tetradrachme des Königs Mithridates II. (123- 88 v. Chr.), Münztyp 24.4. nach Sellwood) , zum anderen aber gründeten auch zahlreiche Völker nomadischen Ursprungs hier über Jahrtausende Staaten, wie die Saken, Kuschanen, Hephthaliten oder Alttürken, bevor Mittelasien schließlich Teil und östliches Zentrum der verschiedenen Reiche islamischer Dynastien wurde. Die Kulturen Mittelasiens sind dadurch von je her durch eine Verschmelzung nomadischer und sesshafter Kulturen, von Einflüssen aus China, Indien, Iran und Vorderasien geprägt und wirkten selbst prägend auf die umliegenden Kulturen zurück.
© Dr. Sylvia Winkelmann Halle 25. 2. 2007