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"Ich befürchte ernstlich ...

"Simon machte seine Kritik am Berliner Habitus 1930 öffentlich:

"Ich befürchte ernstlich, dass wir in den Augen der Ägypter als unzuverlässig und nicht verhandlungsfähig erscheinen, wenn, nachdem sie den von uns geforderten, wahrhaftig nicht geringen Preis zu zahlen sich - schweren Herzens - entschlossen haben, nun wir von dem Tauschgeschäft zurück treten. Sogar wenn die Entscheidung des Staatsministeriums nur herausgezögert wird, besteht die Gefahr, dass die Ägypter ihr Angebot zurückziehen. Auch sehe ich voraus, dass wir außer der nun sicher zu erwartenden Nichtaufhebung der Grabungssperre in Zukunft weitere Schwierigkeiten von Seiten der ägyptischen Altertümerverwaltung zu gewärtigen haben: eine Lage, die gerade mir, der ich mich jahrzehntelang für Ausgrabungen in Ägypten eingesetzt habe, nicht leicht tragbar zu sein scheint. Schlimmer als dies jedoch erscheint mir die Minderung des deutschen Ansehens im Auslande, die nach meiner festen Überzeugung die unausbleibliche Folge nicht, wie gewisse Kreise es darstellen, des "Nachgebens" durch Hergabe der bunten Büste, sondern gerade des Zurücktretens von dem angebahnten Tauschvertrage sein wird." (Berliner Tageblatt, 28.06.1930) (...)"

Quelle: Blosat, Lena: "Ich befürchte, dass wir in den Augen der Ägypter als unzuverlässig erscheinen". In: IKA - Zeitschrift für Interkullturellen KulturAustausch. Ausgabe 67/68 (April 2007), S. 17.

Berliner Gedenktafel für James Simon (Bundesallee 23) in Berlin-Wilmersdorf. Quelle: Doris Antony, Berlin 2007
Berliner Gedenktafel für James Simon (Bundesallee 23) in Berlin-Wilmersdorf. Quelle: Doris Antony, Berlin 2007

"Simon starb am 23. Mai 1932 und konnte nicht mehr erleben, wie sich seine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten sollten. Die hartnäckige Verweigerung in Berlin, den Fall zu lösen, hatte nicht nur zur Folge, dass die archäoloischen Beziehungen zu Kairo bis heute gespannt sind, sondern auch, dass es nie mehr eine Grabungsgenehmigung für das Berliner Museum gegeben hat, das aus der damaligen Ägyptischen Sammlung hervorgegangen ist (...)"

Textauszug, ibid., S. 17

Beispiellose Ernsthaftigkeit und Konequenz ...

"Simon setzte sich in bisher beispielloser Ernsthaftigkeit und Konsequenz für die kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Ägypten ein. Schließlich kommentierte er die Situation in Berlin mit feingeistigem Humor:

"Die Dargestellte ist eben eine schöne Frau, und man weiß ja, wie leicht der Laie dazu kommt, die Schönheit des Objekts mit dem Wert der künstlerischen Darstellung zu verwechseln".

Kaum trefflicher hätte er beschreiben können, wie die Amtsträger in Berlin bis hin zum Ministerium der Büste "verfallen" sind und darüber bis heute ihre wichtigste Aufgabe vergessen: Eine passende Antwort auf die edle Geste der Verantwortlichen in Kairo zu finden, die jahrelang die umfangreichen Ausgrabungen der deutschen Grabungstrupps gewähren ließen und die Funde großzügig teilten.

Simon würde heute nicht nur die Nofretete persönlich nach Hause bringen, sondern er hätte so manches andere Stück aus seinem Nachlass im Gepäck, das im Interesse der von ihm angestrebten politischen Lösung in das verehrte Land am Nil gehörte.

Mögen die Freunde, die ihn heute mit Porzellantafeln, Straßennamen oder Galerien ehren möchten, dies bedenken."

Textauszug, ibid., S. 17-18.