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Literatur- und Kulturtheorie(Post-) Kolonialismus und Deutsche Literatur

Edward W. Said hat die These vertreten, es sei gerade die Literatur, die den Kolonialismus als selbstverständlichen und im emphatischen Sinne gar nicht wegzudenkenden Bestandteil des Bildes von der Welt zumindest im 19. Jahrhundert inszeniert habe. Er hat Methoden entwickelt für eine Lektüre gegen den äußeren Schein, die den Schleier hebt und darunter sichtbar macht, daß die Literatur nicht nur integraler Bestandteil der auch kulturellen Idee 'Kolonialismus' war, sondern genauso auch die Mechanismen darstellt, mit denen das koloniale System funktionierte. Die angloamerikanische Theorie des Postkolonialismus hat die wesentlichen Impulse dafür gegeben, daß es nun auch in der deutschen Forschung möglich ist, mit diesem Ansatz Texte des Kanons neu zu lesen, fast vergessene Texte neu zu positionieren und scheinbar marginale Texte kanonischer Autoren neu wahrzunehmen und zu bewerten.

Aus der Kritik:


Der von Axel Dunker herausgegebene Band hat den Vorteil, eine praktische Anwendung postkolonialer Theoreme in der deutschen Literaturwissenschaft als Desiderat der Forschung behandeln und so auf einem hohen selbstkritischen Differenzierungsniveau neu einführen zu können. Insgesamt bietet Dunkers Band ein vielschichtiges Bild (post-)kolonialer Aspekte in der deutschen Literatur und ist damit als begrüßenswerter Beitrag zu einer literaturwissenschaftlichen Debatte wertbar, die hierzulande mit jahrzehntelanger Verspätung erst in Ansätzen begonnen hat.
Jan Süselbeck in "Zeitschrift für deutsche Philologie" (124/2005)

AISTHESIS VERLAG

"Ich bin von niedriger Rasse"

(Post-) Kolonialismus und Geschlechterdifferenz in der deutschen Literatur

Jeder Blick in die Massenmedien lehrt, dass die Globalisierung den Kolonialismus als Etappe auf dem Weg zu einer Weltwirtschaft zwar ersetzt hat, der kollektive Sprachgebrauch des Westens aber weiterhin durch eine Rhetorik der "Fremdheit" geprägt ist, welche ihre Wurzeln in der europäischen Kolonialgeschichte hat. Diese gegenwärtig wieder zunehmende Betonung von Fremdheit bezieht sich vor allem auf "andere Kulturen" und das "andere Geschlecht". In der deutschen Literatur sind diese Prozesse häufig thematisiert worden. Für die hier untersuchten Kolonial- und Geschlechterdiskurse zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert gilt, dass es vor allem die Literatur war, die den westlichen Blick auf die Welt etabliert und inszeniert hat. Das Buch zeigt einige herausragende Beispiele für diese Entwicklung und Fortschreibung und schildert zugleich Kritik und Umsturz des "weißen Blicks" bis zu dessen Dekonstruktion aus postkolonialer Perspektive: Goethes "Iphigenie", Forsters "Reise um die Welt", Döblins "Amazonas-Trilogie", Heiner Müllers "Der Auftrag", Müllers und Christa Wolfs "Medea-Bearbeitungen" und Ingeborg Bachmanns "Das Buch Franza".

Böhlau Verlag

AISTHESIS VERLAG
Böhlau Verlag