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Inschriftenpaläographie

Inschriftenpaläographie des abendländischen Mittelalters und der frühen Neuzeit. Früh- und Hochmittelalter

Die Inschriftenpaläographie stellt im Rahmen der Historischen Hilfswissenschaften den Kernbereich der noch relativ jungen mittelalterlichen und neuzeitlichen Epigraphik dar. Walter Koch führt in die antiken Grundlagen ein und beschreibt aus gesamteuropäischer Sicht ausführlich die Entwicklung der Schrift auf den epigraphischen Denkmälern des Früh- und Hochmittelalters bis ins 13. Jahrhundert. Er bietet interessierten Anfängern einen Einstieg in die Materie, den Fachkollegen Anregungen für weitere Forschungen - auf dem Weg zu einer vergleichenden europäischen Epigraphik.

Lehrbuch zur Epigraphik - Erster Teil

Die Wissenschaft von den Inschriften

des Mittelalters und der Neuzeit ist im Unterschied zur Epigraphik des Altertums wie auch der frühchristlichen Inschriftenkunde noch verhältnismäßig jung, doch machte sie gerade in den letzten Jahrzehnten einen beachtlichen Prozess der wissenschaftlichen Verdichtung und der Ausweitung von Fragestellungen durch, sodass sie dabei ist, sich im Fächerkanon der Historischen Hilfswissenschaften fest zu etablieren.

Sie hat nicht nur Ein­gang in das ständige Lehrprogramm an einigen Universitäten gefunden, sondern auch eine zunehmende Vernetzung sowohl im deutschsprachigen Bereich - hier vornehmlich durch die enge Kooperation im Rahmen des von den deutschen Akademien und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften getragenen editorischen Großunternehmens „Die Deutschen Inschriften" - als auch im inter­nationalen Rahmen erfahren.

Mag auch den nachantiken Inschriften - je jünger eine Inschrift ist, gilt dies umso mehr - in der Regel nicht jene Exklusivität wie den Inschriften des Al­tertums zukommen, wo vielfach weite Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens nur durch epigraphische Denkmäler belegt sind, so haben sie aufgrund ihrer vielfältigen Thematik, der Spontaneität ihrer Aussage und der Verbindung mit einem Inschriftenträger, der sich oftmals noch an Ort und Stelle befindet oder meist gut lokalisierbar ist, beträchtlichen Wert für mehr als ein Dutzend ver­schiedener Wissenschaften. Neben der Epigraphik im engeren Sinn sind dies eine Reihe von historischen Disziplinen, vornehmlich Stadt- und Regionalgeschich­te, aber auch Wirtschafts-, Sozial-, Rechts-, Kirchen- und Mentalitätsgeschichte, ebenso Heraldik und Genealogie, weiters die Sprach- und Literaturwissenschaften (Latein wie Volkssprachen, einschließlich der Dialektkunde), Kunstgeschichte, Realienkunde, Volkskunde und andere mehr. Die zunehmende Wertschätzung der inschriftlichen Quellen zeigt sich nicht zuletzt in einer deutlich steigenden Zahl von Publikationen, die ihnen gewidmet sind oder sie zumindest maßgeblich berücksichtigen. Auch die Sorge um die Erhaltung von im Freien sich befindli­chen, von der zunehmenden Umweltverschmutzung stark bedrohten Denkmä­lern hat zu dieser Intensivierung der Beschäftigung mit ihnen beigetragen.

Die vorliegende Publikation beruht im Wesentlichen auf den Lehrveranstal­tungen, die der Unterfertigte in den letzten mehr als 25 Jahren an den Univer­sitäten München und Wien gehalten hat. Sie waren - und dies gilt in gleicher Weise für das hier vorgelegte Buch - hauptsächlich der „Inschriftenpaläographie" gewidmet, wobei unter diesem Begriff sowohl ein Teilgebiet der Epigraphik als auch ein Teilgebiet der allgemeinen Paläographie verstanden wird. Angesichts der zahlreichen Bereiche und Fragen, die noch nicht oder noch nicht ausreichend aufgearbeitet sind, kann selbstverständlich bloß ein „Ist-Zustand" der Forschung - und dies der vorliegenden Publikationsreihe entsprechend auch nur in den Grundzügen - geboten werden. Standen Rudolf M. Kloos etwa, der seiner 1980 in erster Auflage erschienenen „Einführung in die Epigraphik des Mittelalters und der frühen Neuzeit" (P6) einen ausführlichen schriftkundlichen Abschnitt beigegeben hatte, 16 Bände des deutschen Inschriftenwerkes und zwei des fran­zösischen Corpuswerkes zur Verfügung, so sind es heute 66 (C1-C52, C54-C64,C66, C67, C70) bzw. 22 (D1-22). Allein schon dieses einzige Kriterium macht deutlich, dass die Zeit für eine neuerliche Auseinandersetzung mit der Materie gekommen ist. Erstrebt ist eine gesamteuropäische Sicht des Themas, doch ist nicht zu verhehlen, dass angesichts der Forschungslage und des zugänglichen Bildmaterials eine solche Ausrichtung für die älteren Perioden leichter zu erreichen ist als für das spätere Mittelalter und die Neuzeit, sodass für diese Abschnitte der deutschsprachige Raum stärker im Zentrum stehen wird. Zweifellos sind manche Zeitabschnitte und vor allem Regionen noch wenig oder überhaupt nicht aufgearbeitet. Es versteht sich auch von selbst, dass epigraphische „Spitzenleistungen" sich besser in ein stimmiges Bild einordnen lassen als mindere Leistungen oder gar rustikale Inschriften. Doch soll die Breite des vorhandenen Materials nach Möglichkeit eingefangen werden. Sie repräsentiert die epigraphische „Wirklichkeit". Der Verfasser hofft, mit dieser Standortbestimmung, die auch die noch gravierendsten Defizite unseres derzeitigen Wissens nicht verschweigen soll, dem interessierten Anfänger einen Einstieg in die Materie, dem Fachkollegen Basis und Anregung für weitere zielgerichtete Forschungen zu bieten - ein auf dem Wege zu einer komparativischen europäischen Epigraphik im Allgemeinen und einer vergleichenden Inschriftenpaläographie im Besonderen insgesamt freilich noch fernes Ziel. Er ist sich durchaus bewusst, dass innerhalb dieser noch voll im Fluss der Entwicklung befindlichen Wissenschaft neue Arbeiten und vor allem neues Bildmaterial zwangsläufig zu Ergänzungen, Modifikationen und mitunter auch zu Korrekturen der gebotenen Ausführungen führen werden. Um reichhaltiges Ausstattungsmaterial zu gewährleisten, wird das Werk in zwei Teilbänden vorgelegt, wobei ein erster Band - nach kursorischer Berücksichtigung der antiken und vornehmlich spätantiken Basis - dem Früh- und Hochmittelalter gewidmet ist. Es wird erstrebt, den zweiten, das Spätmittelalter und die frühere Neuzeit umfassenden Band bald folgen zu lassen. Der Einschnitt zwischen den beiden Teilbänden liegt in etwa im 13. Jahrhundert, sodass mit der europaweiten Verbreitung der ausgeprägten Gotischen Majuskel der zweite Teil einsetzen wird.           

Dem Werk ist eine CD-ROM mit allen Abbildungen beigegeben, um eine vertiefte Nutzung des Bildmaterials zu ermöglichen.           

Der Publikation zugute kamen die Materialien - Literatur wie Photothek des an der „Abteilung Geschichtliche Hilfswissenschaften" des Historischen Seminars der Universität München in der Mitte der 1980er Jahre von mir eingerichteten „Epigraphischen Forschungs- und Dokumentationszentrums", das das jährlich europaweit erscheinende epigraphische Schrifttum zu Mittelalter und Neuzeit systematisch erfasst. Dem Buch ist - der Reihe entsprechend - ein umfangreiches Literaturverzeichnis beigegeben. Darüber hinausgehende Monographien und Aufsätze, die in den etwa letzten drei Jahrzehnten erschienen, sind  den am „Zentrum" in regelmäßigen Abständen erarbeiteten „Literaturberichten zur mittelalterlichen und neuzeitlichen Epigraphik" (Q1-4) zu entnehmen. Die vorliegende Reihe kennt keine Anmerkungen in Fußnotenform, sodass die Kenn­zeichnung eigener Sichtweisen von Entnahmen aus der Literatur nicht immer ganz eindeutig getrennt werden kann. Die beschränkte Möglichkeit, im Rahmen des Textes - zwischen Klammern - zu zitieren, wurde vornehmlich der Angabe von vergleichendem Bildmaterial vorbehalten, um wenigstens auf Bildbasis eine gewisse Vernetzung der zahlreichen gegenseitigen Bezüge in stärkerem Maß herzustellen. (...)

(Auszug aus dem Vorwort, ebd., S. 7-8)

 

Oldenbourg Wissenschaftsverlag

Oldenbourg
Walter Koch: Inschriftenpaläographie des abendländischen Mittelalters und der frühen Neuzeit. Früh- und Hochmittelalter. Oldenbourg: München 2007. 264 Seiten mit zahlreichen Editionsbeispielen, 3 Karten und ca. 250 Abb., Broschur, 1 CD-ROM.
Walter Koch: Inschriftenpaläographie des abendländischen Mittelalters und der frühen Neuzeit. Früh- und Hochmittelalter. Oldenbourg: München 2007. 264 Seiten mit zahlreichen Editionsbeispielen, 3 Karten und ca. 250 Abb., Broschur, 1 CD-ROM.