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Die Kunstgeschichte Afghanistans IV c

Die wichtigsten Fundstätten der Kuschanzeit

Zu den wichtigsten Fundstätten dieser Zeit gehören Tilla Tepe - bei Schibirghan -, Dilberjin - nordwestlich von Balkh - und Surkh Kotal bei Baghlan:

Tilla Tepe und der unmittelbar in seiner Nähe liegende Emschi Tepe dienten als Nekropole beziehungsweise als Residenz vermutlich lokaler Herrscher eines der fünf Fürstentümer der Yüe-tschi. Aus den sechs Gräbern, die freigelegt worden sind und vom Beginn der christlichen Ära stammen, fand man insgesamt 20 000 Goldgegenstände. Die Toten wurden in fürstlicher Pracht in Totengewändern mit aufgenähtem Goldschmuck und beigefügten goldenen Grabbeigaben in hölzernen Särgen beigesetzt. Die meisten Gegenstände können als wahre Meisterwerke der antiken Zeit bezeichnet werden.

Abb. 17: Surkh Kotal, die Kanischka-Inschrift, 3. Jh. Sie ist in griechischen Buchstaben, aber in baktrischer Sprache abgefaßt und gilt als eines der schönsten und sorgfältigsten Denkmäler der Kuschanzeit; Foto: G. Djelani Davary
Abb. 17: Surkh Kotal, die Kanischka-Inschrift, 3. Jh. Sie ist in griechischen Buchstaben, aber in baktrischer Sprache abgefaßt und gilt als eines der schönsten und sorgfältigsten Denkmäler der Kuschanzeit; Foto: G. Djelani Davary

In Dilberjin entdeckte man die ältesten kuschanischen Wandmalereien, die griechische und indische Einflüsse widerspiegeln. Zu den gefundenen Objekten gehören auch eine beschädigte große Inschrift und einige fragmentarisch erhaltene, die alle in rektangulärer Schrift geschrieben sind. Leider hat die von den Sowjets publizierte Dokumentation eine solch schlechte Qualität, daß eine neue, technisch verbesserte Auflage dringend notwendig erscheint.

Die Baudenkmäler von Surkh Kotal stammen aus der Blütezeit des Kuschan-Reichs unter seinen mächtigsten Herrschern Kanischka, Huvischka und Vasudeva. Es handelt sich um das dynastische Heiligtum der Kuschan, wo der Gott beziehungsweise die Götter der königlichen Familie aufbewahrt und verehrt wurden. Es gab auch einen Feueraltar, der aber noch nicht eindeutig identifiziert worden ist. Von der Baukonstruktion her unterscheidet er sich von zoroastrischen Feueraltären im Iran. Wie dem auch sei, es versammelten sich dort Menschen, um am "Feuerkult" teilzunehmen und der "Siegesgöttin" (baktrisch: Oanindo) und anderen Göttern zu huldigen. Das wichtigste Dokument hierzu ist die berühmte Kanischka-Inschrift, die in griechischer Schrift, aber in "baktrischer Sprache" abgefaßt ist (Abb. 17). Des weiteren sollen die Münzen hervorgehoben werden, da sie uns einen Überblick über die religiösen Verhältnisse dieser Zeit vermitteln. Man hat insgesamt 21 Götter gezählt, die im "kuschanischen Pantheon" vertreten waren.

 

Quelle: G. Djelani Davary, ibid., S. 42-50