museo-on

Direkt springen zu:
Sprache: German | English
Hauptnavigation:

Ärzte ohne Grenzen in Afghanistan

Medecins Sans Frontières

Ende Dezember 1979, mit dem Einmarsch der Sowjettruppen in Afghanistan, stieg die Zahl der Flüchtlinge im Nachbarland Pakistan auf rund 700.000.

MEDECINS SANS FRON­TIERES I ÄRZTE OHNE GRENZEN (MSF) entschloss sich zu jenem Zeitpunkt zu einem Er­kundungseinsatz in den pakistanischen Flüchtlingslagern. Die Mitarbeiter wollten die Bedürfnisse der Menschen dort evaluieren, deren prekäre Lebensumstände aufgrund des eisigen Winters noch zusätzlich erschwert wurden.

Zu dem Zeitpunkt, als sich ein Team aus 16 Mitarbeitern auf die Reise machte, verbot der pakistanische Gouverneur jegliche ausländische Präsenz in den Lagern. ÄRZTE OHNE GRENZEN entschied deshalb, direkt in Afghanistan medizinische Hilfe zu leisten. Dort also, wo die Bedürfnisse am größten waren.

In den folgenden 24 Jahren war es ÄRZTE OHNE GRENZEN möglich, unter wechselnden Machthabern in Afghanistan zu arbeiten. Die Bevölkerung akzeptierte ÄRZTE OHNE GRENZEN dabei immer als unabhängige humanitäre Organisation. Anfang Juni 2004 waren 8o internationale und rund 1.4oo afghanische Mitarbeiter für ÄRZTE OHNE GREN­ZEN tätig. Die Aktivitäten reichten von Projekten zur Basisgesundheitsversorgung und Unterstützung von Krankenhäusern bis hin zu psychologischen Programmen.

Am 28. Juli 2004 erklärte ÄRZTE OHNE GRENZEN indes öffentlich, die Projekte in Afghanistan zu beenden. Anlass für diesen äußerst schmerzhaften Rückzug war der Mord an fünf Mitarbeitern: Am 2. Juni 2004 waren die Kollegen, die in der Provinz Bad­ghis mit einem deutlich gekennzeichneten ÄRZTE OHNE GRENZEN - Fahrzeug unterwegs waren, in einem Hinterhalt gezielt angegriffen worden. Sie waren auf dem Rückweg von Khairkhana, wo ÄRZTE OHNE GRENZEN kurz zuvor mit der medizinischen Versorgung der lokalen Bevölkerung begonnen hatte.

ÄRZTE OHNE GRENZEN trauert um:

  • Hélène de Beir, Belgierin, Projekt-Koordinatorin
  • Willem Kwint, Holländer, Logistiker
  • Egil Tynaes, Norweger, Arzt
  • Fasil Ahmad, Afghane, Übersetzer
  • Besmillah, Afghane, Fahrer

 

Nachdem ÄRZTE OHNE GRENZEN die Ursachen der Morde gründlich analysiert und die Ermittlung in diesem tragischen Fall den obersten afghanischen Behörden anvertraut hatte, kam die Organisation zu dem Schluss, dass die Voraussetzungen für die Fort­setzung der humanitären Arbeit in Afghanistan nicht mehr gegeben waren. Bis heu­te wurden die Morde nicht offiziell aufgeklärt, und selbst der einzige Verdächtige ist freigelassen worden. Es wird wohl kein Prozess stattfinden, was insbesondere für die Familien der Opfer äußerst frustrierend ist.

Der humanitäre Einsatz von ÄRZTE OHNE GRENZEN In Afghanistan hat die Geschichte der Organisation, aber auch diejenige der freiwilligen Helfer vor Ort, stark geprägt. Er war geprägt vom Zusammenspiel des unbändigen Willens der Mitarbeiter sowie dem außergewöhnlich herzlichen Empfang der afghanischen Bevölkerung, die auch heute noch unter der Situation im Land zu leiden hat.

Die Morde geschahen zu einem Zeitpunkt, da die humanitäre Hilfe durch politische und militärische Akteure zunehmend instrumentalisiert wurde.

Humanitäre Hilfe ist jedoch nur möglich, wenn bewaffnete und unbewaffnete Parteien die Neutralität und Unabhängigkeit der humanitären Helfer respektieren und diese nicht durch eine Ver­mischung der Ziele und Aktivitäten gefährden. In Afghanistan war dies Ende Juli 2004 nicht mehr gegeben.

Ob ÄRZTE OHNE GRENZEN In Afghanistan wieder Hilfe leisten kann und wird, ist bis dato nicht absehbar. Sicher ist aber, dass ÄRZTE OHNE GRENZEN die Situation im Land sehr genau verfolgt und die Menschen in Afghanistan im Herzen behält.

 

1.- € für jedes verkaufte Buch erält Medecines Sans Frontières - Ärzte Ohne Grenzen
1.- € für jedes verkaufte Buch erält Medecines Sans Frontières - Ärzte Ohne Grenzen