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Franz Kafka: Das Schloß

Ankunft

Es war spät abend als K. ankam. Das Dorf lag in tiefem Schnee. Vom Schloßberg war nichts zu sehn, Nebel und Finsternis umgaben ihn, auch nicht der schwächste Lichtschein deutete das große Schloß an. Lange stand K. auf der Holzbrücke die von der Landstraße zum Dorf führt und blickte in die scheinbare Leere empor.

Dann gieng er ein Nachtlager suchen; im Wirtshaus war man noch wach, der Wirt hatte zwar kein Zimmer zu vermieten, aber er wollte, von dem späten Gast äußerst überrascht und verwirrt, K. in der Wirtsstube auf einem Strohsack schlafen lassen, K. war damt einverstanden. Einige Bauern saßen noch beim Bier aber er wollte sich mit niemandem unterhalten, holte selbst den Strohsack vom Dachboden und legte sich in der Nähe des Ofens hin. Warm war er, die Bauern waren still, ein wenig prüfte er sie noch mit den müden Augen, dann schlief er ein.

Aber kurz darauf wurde er schon geweckt. Ein junger Mann, städtisch angezogen, mit schauspielerhaftem Gesicht, die Augen schmal, die Augenbrauen stark, stand mit dem Wirt neben ihm. Die Bauern waren auch noch da, einige hatten ihre Sessel herumgedreht um besser zu sehn und zu hören. Der junge Mann entschuldigte sich sehr höflich K. geweckt zu haben, stellte sich als Sohn des Schloßkastellans vor und sagte dann: "Dieses Dorf ist Besitz des Schlosses, wer hier wohnt oder übernachtet, wohnt oder übernachtet gewissermaßen im Schloß.

(...)

Auszug aus : Ankunft, in: Franz Kafka: Das Schloß, Hrsg. von Malcolm Pasley, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, November 2002, S.7)

Inventar der Manuskriptsammlung in Oxford

Daß Kafkas literarischer Nachlaß erhalten blieb, ist vor allem Max Brod zu verdanken. Er hat ihn schon 1924 vor der Vernichtung bewahrt, indem er Kafkas ausdrücklicher Bitte, seinen Nachlaß zu verbrennen, nicht entsprach. So kam es zum Beispiel zu den Erstausgaben der Romane im Verlag Die Schmiede und im Kurt Wolff Verlag sowie zur Ausgabe der Gesammelten Schriften (1935-1937, Bd. 1-4 im Schocken Verlag, Berlin, Bd. 5-6 bei Heinrich Mercy Prag). Zu weiteren Ausgaben wäre es gewiß nicht gekommen, hätte nicht Brod die Handschriften seines Freundes ein zweites Mal gerettet. Als Pag im März 1939 besetzt wurde und er aus der Stadt flüchten mußte, nahm er den gesamten Nachlaß nach Tel Aviv mit. Erst durch diesen nochmaligen Rettungsakt wurden sämtliche Nachkriegsausgaben möglich, darunter auch die Ausgabe des "Schloß"- Romans bei Schocken Books, New York, die als Lizenzausgabe 1951 bei S. Fischer in Frankfurt erschien.

Als im Jahre 1956 der Nahe Osten vom Krieg bedroht war, wurde der größte Teil der Kafka-Handschriften, einschließlich der "Schloß"- Handschrift, nach der Schweiz verschickt; von dort aus wurde er im Jahre 1961 auf Wunsch der Kafka-Erben nach Oxford gebracht, wo er in der Bodleian-Library aufbewahrt wird. Max Brod schrieb damals an den Herausgeber dieses Bandes: "Daß die Manuskripte an so würdiger Stelle deponiert wurden, erfüllt mich mit Stolz und hohem Glück". Er war sich bewußt - und hat sich an verschiedenen Stellen dahingehen ausgesprochen -, daß auf seine Ausgaben einmal eine textkritische Ausgabe folgen sollte.

(...)

(Auszug aus: Inventar der Manuskriptsammlung in Oxford, in: Franz Kafka: Das Schloß. Apparatband, Hrsg. von Malcolm Pasley, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, November 2002, S.15)

 

S. Fischer Verlage

Leseprobe
Franz Kafka. Das Schloß, Hrsg. von Malcolm Pasley, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, November 2002 (pdf 618 KB)
Franz Kafka. Das Schloß, Hrsg. von Malcolm Pasley, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, November 2002 (pdf 618 KB)
Handschrift
KBod AI, 18, Bl. 2v; verkleinert (Originalgröße: 24,8 x 19,8 cm) pdf 1,03 MB
KBod AI, 18, Bl. 2v; verkleinert (Originalgröße: 24,8 x 19,8 cm) pdf 1,03 MB
Leseprobe
Franz Kafka. Das Schloß. Apparatband, Hrsg. von Malcolm Pasley, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, November 2002 (pdf 874 KB)
Franz Kafka. Das Schloß. Apparatband, Hrsg. von Malcolm Pasley, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, November 2002 (pdf 874 KB)