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Das bronzezeitliche Baktrien

Das antike Bactra

Sylvia Winkelmann

 

Das alte Baktrien ist eine Region, die ihren Namen nach dem Gebiet um Balkh - das antike Bactra - erhielt. Diese Region umfasst Nordafghanistan (Südbaktrien) und Südusbekistan (Nordbaktrien), und damit den Teil Mittelasiens am Oberlauf des Amu Darya und die Oasengebiete seiner ehemaligen Zuflüsse.

Dieser baktrische Kulturraum war bis Ende der 60er Jahre vor allem durch seine kurze urbane Besiedlung innerhalb der hellenistischen Periode bekannt. Ältere städtische Besiedlungen und urbane Kulturen schienen nur bis in die Eisenzeit, in die achämenidische und vorachämenidische Zeit des 1. Jt.s v. Chr. zurückzureichen. Noch ältere urbane bronzezeitliche Kulturen, wie sie z. B. im benachbarten Südturkmenien nachgewiesen waren (Namazga-Kulturen), schienen nie existiert zu haben und wurden auch nicht erwartet.

Bronzezeitliche Hochkultur

Dieses Bild änderte sich schlagartig, als ab 1969 die sowjetisch-afghanische Komplexexpedition eine systematische Geländeaufnahme im Norden Afghanistans begann und dabei auf Städte, Kultzentren, Siedlungen und ausgedehnte reiche Friedhöfe einer bis dato unbekannten bronzezeitlichen Hochkultur stieß. Die beginnenden systematischen Grabungen brachten Großstädte und Kultanlagen mit bis dahin unbekannten Formen von Monumentalarchitektur, mit einer neuen, von der mesopotamischen Siegelkoinè völlig unterschiedlichen Glyptikprovenienz, mit bis dahin unbekannten Artefaktgruppen und einer bisher unbekannten Kunst und Ikonographie zu Tage, die das Bild der Kulturentwicklung Mittelasiens und der Bedeutung Mittelasiens für die vorderasiatische Geschichte entscheidend veränderte.

Die kontinuierliche wissenschaftliche Erforschung dieser neuen Hochkultur in Nord-Afghanistan brach jedoch bereits nach wenigen Jahren wieder ab. Mit dem Ausbruch des Bürgerkrieges in Afghanistan endete die archäologische Erforschung in diesem Raum und ruht bis heute. Die bronzezeitlichen Gräberfelder wurden großflächig und komplett geplündert, die Inventare auf den internationalen Kunstmärkten unwiederbringlich verschleudert.

Die archäologische Tätigkeit konzentrierte sich nun auf die direkt angrenzenden Regionen der ehemaligen Sowjetrepubliken Usbekistan, Tadschikistan und Turkmenien. Tatsächlich wurden hier Siedlungsgebiete zu beiden Seiten der Amu Darya gefunden, die unmittelbar zu der in Afghanistan entdeckten neuen Hochkultur gehörten, und zu deren Zentren u. a. Sapalli tepe und Dscharkutan gehören.

 

© Dr. Sylvia Winkelmann Halle 25. 2. 2007