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Die Krone des letzten Aztekenherrschers Montezuma

Fremde Federn

"Keine bilateralen Probleme - abgesehen von Montezumas Federkrone!"

So resümierte der heutige Staats- und Regierungschef Felipe Calderón schon im April 2004 anlässlich eines Besuches in Wien die mexikanisch-österreichischen Beziehungen."

Der Penacho in Wien © Museum für Völkerkunde, Wien Quelle: IKA - Zeitschrift für Internationalen KulturAustausch. Ausgabe 67/68 (April 2007), S. 35.
Der Penacho in Wien © Museum für Völkerkunde, Wien Quelle: IKA - Zeitschrift für Internationalen KulturAustausch. Ausgabe 67/68 (April 2007), S. 35.

"Das Problem" ...

ist ein aus über 450 leuchtend grünen Schwanzfedern des Quetzal-Vogels gefertigter und als Krone des letzten Aztekenherrschers Montezuma bekannter Kopfschmuck. Für die Mexikaner ist das Stück eines der wichtigsten Zeugnisse ihrer präkolumbianischen Geschichte, das sich außerhalb ihres Landes befindet. Denn ausgestellt ist der Federschmuck im Völkerkundemuseum in Wien - ein "Erbe aus dem Hause Habsburg" und das Paradestück der dortigen altmexikanischen Sammlung (...)

"Kopilli Ketzalli" - ein Zeugnis der Blütezeit ...

Seit Jahrzehnten fordern die Nachfahren der Azteken in Mexiko vergeblich die Rückgabe der in ihrer Sprache als "Kopilli Ketzalli" bekannten heiligen Federkrone, die ihrer Ansicht nach im Zuge der Eroberung Mexikos geraubt und unrechtmäßig nach Europa gebracht wurde. Damit ist sie nicht nur ein Zeugnis der Blütezeit, sondern auch des Untergangs ihrer Kultur (...)

Selbst aller Mystfizierungen entbunden,

schätzt der Leiter des Völkerkundemuseums Christian Feest den Federschmuck daher als eines der" (...) für den heutigen Betrachter einzigartigen Dokumente sowohl des alten Amerika als auch des neuen Europa des 16. Jahrhunderts, das die eingeborenen Kulturen von der Herrschaft über die Neue Welt in die rare Welt der Wunderkammer verdrängte" ein.

In diese Welt der Wunderkammern lässt sich auch die Geschichte des Penacho zurückverfolgen. Als Bestandteil der bedeutenden Kunstsammlungen des Erzherzog Ferdinand II wurde der Federschmuck in einer Inventarliste von 1596 noch als "ain mörischer Huet" - ein Kopfschmuck von maurischer Herkunft - aufgelistet. Das Haus Habsburg kaufte einen Teil der als "Ambraser Sammlung" bekannt gewordenen Kabinette. So gelangte der Penacho in habsburgischen Besitz. Der Kustos der ethnografischen Abteilung des naturhistorischen Museums in Wien fand bei einer Sichtung der Sammlung 1878 den Hauptschmuck, zusammengefaltet und von Motten zerfressen, in der Ecke eines Wandkastens (...)

Yankuikanahuak

Für Xokonoschtletl Gomora, Vorsitzender der Gesellschaft Yankuikanahuak, welche sich für die Rückgabe kultureller Güter - speziell des Penacho - einsetzt, hätte die Rückgabe des Federschmuckes vor allem großen symbolischen Wert.

"Wenn die Federkrone nach Mexiko zurückkehrt, kehrt mit ihr auch unser Herr zurück, damit wäre auch der Geist des Herrn, der sie getragen hat, wieder bei uns. Wir wollen Gerechtigkeit für das, was man uns in den letzten 500 Jahren angetan hat. Wir sind überzeugt, dass mit der Rückführung der Federkrone, die für uns so viel symbolisiert, uns unsere Identität wiedergegeben werden könnte." (...)

XOKONOSCHTLETL - Aquel que se alimenta... de sus profundas raices

Ein passender Anlass ...

wäre das "Kolumbus-Jahr" 1992 gewesen. Damals organisierte der Verein eine Demonstration mit rund 100 Vertretern der indigenen Bevölkerung Mexikos und sammelte fast 100.000 Unterschriften für die Rückgabe der Federkrone. Der Direktor des Wiener Museums für Völkerkunde, Hofrat Hans Manndorf, zeigte sich damals wenig beeindruckt. Auf die Aktivitäten angesprochen bat er, man möge ihn mit den "Springböcken" und "Heuschrecken" vor seiner Tür in Ruhe lassen. Als ein Jahr später der Menschenrechtsgipfel der UNO in Wien stattfand und sich erneut eine kleine Gruppe von Demonstranten vor dem Museum für Völkerkunde versammelte, wurde die Versanstaltung von der Polizei gewaltsam beendet. Auch zahlreiche mexikanische Politiker haben immer wieder die Rückgabe der Federkrone gefordert, so zuletzt der damalige Präsident Vicente Fox am Rand des EU-Lateinamerika/Karibik- Gipfels, der im Mai 2006 in Wien stattfand (...)

ORF-Religion, News 06.09.2002

Im Jubiläumsjahr 2005

wurde im österreichischen Parlament offiziell ein Antrag betreffend der Rückgabe der Federkrone gestellt - und auf unbestimmte Zeit vertagt. Seit März 2007 liegt nun ein erneuter Entschliessungsantrag vor.

"Es handelt sich dabei um keine Rückgabe im rechtlichen Sinn, denn die Federkrone dürfte nach allen uns zur Verfügung stehenden Unterlagen völlig rechtmäßig in österreichischen Besitz gekommen sein, sondern um einen Akt der Freundschaft und der Dankbarkeit"  betont Wolfgang Zinggl, parlamentarischer Abgeordneter der Grünen. Er befürworte eine Rückgabe, da ein mythologisch derart aufgeladenes Stück im eigenen Land mehr Aufgaben erfüllen könne als in Österreich, 

"wo es lediglich als ein ethnologischer Schatz unter vielen dahindümpelt".

Einen passenden Anlass gäbe es zumindest schon, denn 2008 jährt sich das Ereignis von 1938 erneut.